Vertical Farming und die konventionelle Landwirtschaft? Es gibt Menschen da draußen auf der Welt, welche meinen, das Vertical Farming unsere konventionelle Landwirtschaft wie wir diese kennen, ersetzen würde, das Landwirte Ihre Arbeit verlieren und das unsere pflanzlichen Lebensmittel nur noch aus dem Vertical Farming Anbau kommen würde. Warum das Unsinn ist, erfährst du in diesem Artikel.
Vertical Farming und konventionelle Landwirtschaft
Ich wurde vor einiger Zeit von einer ehemaligen Kollegin darauf aufmerksam gemacht, das ich einen kleinen Fehler in meinem Beitrag über Vertical Farming und Wasserverbrauch gemacht habe. Hintergrund war, das ich traditionelle Landwirtschaft mit konventioneller Landwirtschaft verwechselt hatte.
Um zu verstehen was ich also mit konventioneller Landwirtschaft meine, möchte ich das hier erstmal definieren, damit es keine Missverständnisse gibt.
Konventionelle Landwirtschaft
Unter dem Begriff der konventionellen Landwirtschaft, fasse ich alle Methoden und Anwendungen zusammen, wie diese in der heutigen Form der modernen Landwirtschaft eingesetzt werden, also Düngung, Pesitzide, Monokulturen, etc. dazu gehören aber zusätzlich Bereiche wie Precision Farming, wo man quasi effizienter mit den Ressourcen umgeht und Technologie verwendet um den Einsatz von Dünger und Pestiziden zu reduzieren und übermäßigen Verbrauch verhindert, damit spart der Landwirt Geld und die Natur wird weniger belastet.
Traditionelle Landwirtschaft hängt historisch stark mit den jeweiligen Regionen ab, so sind die Anbautechniken im Norden anders als im Süden, egal wo auf der Erde, traditionelle Landwirtschaft ist also die historische Betrachtung im Kontext der damaligen Anbaumöglichkeiten des jeweiligen Landes. Auch die Permakultur Landwirtschaft und Biolandwirtschaft klammere ich aus der konventionellen Landwirtschaft aus, da diese eben nicht auf chemische Pestizide, großem Einsatz von Dünger etc. zurück greifen, oder kein Monokultur Anbau stattfindet.
Ich hoffe das ich damit zum besseren Verständnis den Begriff „Konventionelle Landwirtschaft“, vernünftig definiert habe, um Missverständnisse zu vermeiden.
Vertical Farming bzw. Vertikale Landwirtschaft
Unter diesem Begriff, den ich schon in anderen Beiträgen auf diesem Blog erklärt habe, fasse ich alle Anbau Techniken zusammen, welche den Anbau von Pflanzen in der vertikalen ermöglichen. Darunter gibt es dann weitere Begriffe zur engeren Abgrenzung von weiteren Anbau Methoden, so gibt es Vertical Farming mit Hydroponik nicht nur innen, sondern auch außen, wenn gleich seltener und eher nicht mit dem Begriff Vertical Farming assoziiert, jedoch ist der äußere Vertical Farming Anbau wiederum nicht mit dem Begriff CEA für Controlled Environment Agriculture kompatibel.
Vertical Farming im Außen Bereich ist meines Wissens nach, nicht über einen einzelnen Begriff spezifiziert, jedoch kann man bestimnte Bereich dadurch ausklammen. So ist Indoor Farming mit Vertical Farming assoziert, jedoch ist Indoor Farming nicht dasselbe wie CEA (Controlled Environmental Agriculture), denn während Indoor Farming den hydroponischen Anbau bezeichnet, kann, muss aber nicht, auch der vertikale Anbau darin stattfinden.
CEA hingegen ist nicht mit einem Gewächshaus Anbau Kompatibel und zeichnet sich Stand 2024 eher so ab, das die Pflanzen in den hydroponischen Anlagen vollständig unter künstlichem Licht in einer Halle angebaut werden, wo die Parameter Licht, Temperatur, Luft/Ventilation, Feuchtigkeit, Nährstofflösung und Bewässerung vollständigkeit kontrolliert werden.
Um dieses Chaos aufzuräumen, habe ich hier ein kleines Diagramm erstellt, womit ich hoffe, diese Verwirrung besser entwirren zu können:
Vertikale Landwirtschaft: Die Vorteile auf einen Blick
Vertikale Landwirtschaft hilft, Land zu sparen und fördert die urbane Landwirtschaft. Durch die Nutzung des vertikalen Raums können Pflanzen in Gebäuden und Hochhäusern angebaut werden, wodurch sich der Bedarf an riesigen Anbauflächen verringert. Dies trägt nicht nur zur Erhaltung natürlicher Lebensräume bei, sondern maximiert auch die Nutzung der begrenzten Landressourcen in dicht besiedelten Gebieten.
Darüber hinaus hat die vertikale Landwirtschaft das Potenzial, die Umweltauswirkungen der Landwirtschaft erheblich zu verringern. Durch den Anbau von Nutzpflanzen in Innenräumen entfällt die Notwendigkeit konventioneller Anbaumethoden, die zur Entwaldung und Bodenverschlechterung beitragen. Außerdem wird der Einsatz von Pestiziden und Herbiziden minimiert oder man kommt gänzlich ohne diese aus, was zu einem nachhaltigeren und umweltfreundlicheren Ansatz in der Lebensmittelproduktion führt.
Darüber hinaus kann die vertikale Landwirtschaft den mit dem Transport über weite Strecken verbundenen CO2-Fußabdruck erheblich verringern. Durch die Ansiedlung von Betrieben in der Nähe von Stadtzentren wird die Notwendigkeit des Transports von Produkten über große Entfernungen minimiert, wodurch Treibhausgasemissionen und Kraftstoffverbrauch reduziert werden.
Ein weiterer Punkt, kürzere Distanzen zum Kunden, verringen auch die Notwendigkeit von längerer Lagerung in Kühlhäusern, der Energiebedarf und die Kosten werden somit ebenfalls verringert.
Vorteile zusammengefasst
- Land sparen: Nutzung des vertikalen Raums reduziert den Bedarf an großen Anbauflächen.
- Förderung urbaner Landwirtschaft: Ermöglicht den Anbau von Pflanzen in Gebäuden und Hochhäusern in Städten.
- Natürliche Lebensräume erhalten: Weniger Bedarf an landwirtschaftlichen Flächen trägt zum Schutz natürlicher Lebensräume bei.
- Effiziente Landnutzung: Optimiert die Nutzung begrenzter Landressourcen in dicht besiedelten Gebieten.
- Reduzierte Umweltauswirkungen: Minimiert oder vermeidet den Einsatz von Pestiziden und Herbiziden, fördert Nachhaltigkeit.
- Weniger Entwaldung und Bodendegradation: Anbau in Innenräumen vermeidet herkömmliche Methoden, die zu Entwaldung und Bodenverschlechterung führen.
- Geringerer CO2-Fußabdruck: Nähe zu Stadtzentren reduziert den Bedarf an langen Transportstrecken.
- Reduzierte Lagerkosten: Kürzere Distanzen zum Kunden verringern die Notwendigkeit von Kühlhäusern, reduzieren Energiekosten.
Vertikale Landwirtschaft: Die Grenzen und Nachteile
Die vertikale Landwirtschaft bietet zwar zahlreiche Vorteile, hat aber auch einige Grenzen und Nachteile, und nicht alle lassen sich überwinden:
1. Hohe Anfangsinvestitionen:
Die Einrichtung der für die vertikale Landwirtschaft erforderlichen Infrastruktur und Technologie kann kostspielig sein. Die Investition in Spezialgeräte, Beleuchtungssysteme und Klimakontrolle kann für viele Landwirte ein Hindernis darstellen.
2. Skalierbarkeit:
Vertikale Anbausysteme sind in Bezug auf ihre Skalierbarkeit oft begrenzt. Die Größe und Kapazität vertikaler Farmen wird durch Faktoren wie Gebäudehöhe, verfügbaren Platz und Energiebedarf begrenzt.
3. Begrenzter Anbaubereich:
Nicht alle Kulturen sind für die vertikale Landwirtschaft geeignet. Die Systeme eignen sich am besten für Blattgemüse und Kräuter, während es für bestimmte Obstsorten und Wurzelgemüse schwierig sein kann, in einer vertikalen Umgebung effektiv zu wachsen.
4. Energieverbrauch:
Die vertikale Landwirtschaft erfordert einen hohen Energieaufwand, um die idealen Wachstumsbedingungen aufrechtzuerhalten. Der Einsatz künstlicher Beleuchtungs-, Heiz- und Kühlsysteme kann zu einem erhöhten Energieverbrauch und Treibhausgasemissionen beitragen.
5. Technisches Fachwissen:
Der Betrieb und die Verwaltung einer vertikalen Farm erfordern spezielle Kenntnisse und Fähigkeiten. Die Landwirte müssen ein umfassendes Verständnis von Technologie, Automatisierung und hydroponischen oder aeroponischen Anbaumethoden haben, um eine optimale Pflanzenproduktion zu gewährleisten.
Die Bewältigung dieser Herausforderungen und Einschränkungen ist für den langfristigen Erfolg und die Nachhaltigkeit der vertikalen Landwirtschaft als Methode der Lebensmittelerzeugung von entscheidender Bedeutung.
Vertikale Landwirtschaft vs. traditionelle Landwirtschaft: Ein Gleichgewicht finden
Während die vertikale Landwirtschaft Vorteile in Bezug auf Effizienz und Ressourcennutzung bieten kann, spielt die traditionelle Landwirtschaft eine wichtige Rolle bei der Unterstützung lokaler Gemeinschaften und der Erhaltung der Artenvielfalt.
Für ein nachhaltiges und widerstandsfähiges Lebensmittelsystem ist es entscheidend, ein Gleichgewicht zwischen den beiden Ansätzen zu finden.
Die Rolle des vertikalen Landbaus für die Ernährungssicherheit
Die vertikale Landwirtschaft kann eine Rolle bei der Gewährleistung der Ernährungssicherheit spielen, insbesondere in städtischen Gebieten mit begrenztem Zugang zu frischen Produkten. Durch die Nutzung vertikaler Räume ermöglicht sie eine konsistente und zuverlässige Produktion von Lebensmitteln, unabhängig von Umweltbedingungen.
Einer der größten Vorteile der vertikalen Landwirtschaft ist ihre Fähigkeit, eine lokale und nachhaltige Lebensmittelversorgung zu gewährleisten. Angesichts der zunehmenden Verstädterung können vertikale Farmen in Stadtzentren errichtet werden, wodurch die Abhängigkeit von langen Transportwegen verringert und der mit der Lebensmittelproduktion verbundene CO2-Fußabdruck minimiert wird.
Außerdem trägt die vertikale Landwirtschaft dazu bei, das Risiko von Ernteausfällen aufgrund extremer Wetterbedingungen zu verringern. Durch den Anbau von Pflanzen in einer kontrollierten Umgebung können die Landwirte die Auswirkungen unvorhersehbarer Klimamuster minimieren und das ganze Jahr über eine gleichmäßige Nahrungsmittelversorgung sicherstellen.
Die vertikale Landwirtschaft bietet auch Möglichkeiten für die lokale Lebensmittelproduktion und die wirtschaftliche Entwicklung. Indem sie die Landwirtschaft näher an die städtischen Gemeinden heranbringt, schafft sie Arbeitsplätze und unterstützt die lokale Wirtschaft. Außerdem fördert sie das Konzept „vom Bauernhof auf den Tisch“, indem sie frische und nahrhafte Produkte liefert, ohne dass diese aufwendig verarbeitet oder konserviert werden müssen.
Besorgnisse ansprechen: Vertikale Landwirtschaft und ihre Auswirkungen auf die Landwirte
Man darf es sich aber auch nicht zu einfach machen, nicht jeder Landwirt hat die finanziellen möglichkeiten oder ist gewillt einen Kredit für ein solches Unterfangen aufzunehmen, viele vertikale Farmen liegen im Bereich von Millionen Euro, und müssen erstmal rentabel sein. Für die Landwirte kann ich aber Entwarnung geben, es ist zwar technisch vieles möglich, aber alles wird man in einer vertikalen Farm nie anbauen können, da dies einfach zu lange dauert und nicht wirtschaftlich ist.
Es gibt Menschen die meinen das Vertical Farming also dazu führen würde, das man nur noch große Konzerne die Lebensmittel produzieren und nicht mehr die Landwirte selbst, doch das ist falsch und fernab der Realität, da es einfach nicht wirtschaftlich ist.
Abschließend kann man sagen, dass die vertikale Landwirtschaft viele spannende Möglichkeiten bietet, aber nicht die konventionelle Landwirtschaft komplett ersetzen wird. Die hohen Anfangskosten, der hohe Energieverbrauch und das nötige Fachwissen sind nur einige der Herausforderungen, die es zu lösen gilt.
Auch muss Vertical Farming nicht in konkurrenz zur konventionellen Landwirtschaft gesehen werden, so kann es auch zur Anzucht genutzt werden, damit die Pflanzen stark genug sind, bevor diese auf das Feld gepflanzt werden.
Wenn wir beide Methoden clever kombinieren, können wir ein nachhaltiges und widerstandsfähiges Lebensmittelsystem schaffen, das sowohl der Umwelt als auch der Wirtschaft zugutekommt. Es ist wichtig, die Vorteile beider Ansätze zu nutzen und weiterzuentwickeln, um die globalen Herausforderungen in der Landwirtschaft zu bewältigen.
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