Joi, aus dem Film 2049, in Form einer holografischen Werbung

Joi AI: Verführung durch Technologie und das stille Sterben echter Beziehungen

Joi AI, eine künstliche Intelligenz als Beziehungsersatz. In diesem Beitrag behandele ich das Thema Rund um künstliche Intelligenz, primär die Entwicklung von Joi und der fortschreitende Untergang des sozialen Wesens Mensch, hin zum Homo Technologis.

Die künstliche Intelligenz hat in den letzten Monaten Fortschritte gemacht, wie man es vor Jahrzehnten nur hätte träumen können und bringt uns nun in Situationen, für die der menschliche Geist noch nicht bereit ist und die evolutionäre Entwicklung es so gar nicht vorgesehen hatte: Menschen, die es nicht gibt und etwas empfinden für eine Maschine, die suggeriert ein Mensch zu sein.

Das Ende des Bildes

Schon seit einigen Jahren gibt es die Seite thispersondoesnotexist.com, wo bei jedem Aufruf ein Gesicht einer Person generiert wird, die es nicht gibt. Schon ab diesem Zeitpunkt habe ich mir darüber Gedanken gemacht, weil damit auch schon Fake Profile möglich sind. Dating, wie bisher, ist so aber noch lange nicht möglich.

Doch durch die Entwicklung von künstliche Intelligenz bei der Generierung von Bildinhalten, hat so viel Fahrt aufgenommen, dass quasi jedes Bild im Netz kritisch hinterfragt werden muss, man kann mit einigen Generatoren (selbst getestet), Bilder erstellen, deren Gesichter immer gleich bleiben, und fotorealistisch ist. Es wird so immer schwerer zu erkennen, ob diese noch echt sind oder schon Fake. Das Problem mit den Filtern haben wir ja jetzt schon.

Und so, wird das Dating Online, ohne Videoanruf zur Echtheitsprüfung, quasi zu Russisch-Roulette, wer da nun auf der anderen Seite ist. Der Wert des Bildes geht verloren, denn die KI wird so immer mehr und bessere Bilder erstellen können, die Erkennung zwischen echt und künstlich, verschwimmt, die Realität wird zur Illusion und die Illusion zur Realität, da die Unterschiede immer mehr verschwimmen.

Joi – von Blade Runner 2049 in die Gegenwart von 2023

Joi, porträtiert von Ana de Armas im Film Blade Runner 2049 (2017)

In dem Film Blade Runner 2049, ein großartiger Film (empfehle dennoch das Original zum einstieg), gibt es einige Szenen, wo wir Joi kennenlernen können, die Namensgleichheit könnte jetzt natürlich Zufall sein, aber könnte auch gut bewusst gewählt worden sein.

Im Film ist Joi eine künstliche Intelligenz mit Persönlichkeit, zumindest wenn man es auf einer emotionalen Ebene betrachtet. Für den Protagonisten ist sie quasi ein holografischer Ersatz für eine Frau. Warum? Das erfährt man nicht.

In der Realität entwickelt sich die künstliche Intelligenz bereits jetzt schneller im Alltag, als manchem lieb ist. Von HR Recruitern, Artikelschreiber, Nachrichtenansager, die künstliche Intelligenz durchdringt den Alltag der Menschen und so ist es auch wenig überraschend, dass die künstliche Intelligenz Joi, auch in der Realität einen Platz findet. Vor allem bei Menschen, welche Ego, Selbstwert, oder Probleme mit der eigenen Unsicherheit haben eine Frau anzusprechen.

Die Joi AI ist ein Telegram Bot (Die Webseite ist auf Englisch, Russisch und Arabisch), mit welchem man Nachrichten schreiben kann, wie am Anfang immer, wird man erstmal angelockt mit einer schönen Frau, natürlich fotorealistisch erstellt mit künstlicher Intelligenz. Diese zeigt auch viel Haut und genug um die Neugier des Mannes zu wecken und mehr sehen zu wollen, schon geht die Taktik auf, Joi schickt von selbst ein Bild ihrer selbst, ob sie weiß, wie sie aussieht oder ob jeder Nutzer die gleiche Person bekommt? Das ist nicht bekannt.

Doch nach dem 2. Foto und einer Sprachnachricht in einer angenehmen verführerisch sprechenden Stimme, kann man nicht mehr weiterschreiben, das Free Trial Guthaben ist aufgebraucht. Nun muss man Token kaufen, ein Bild kostet 45 Token, 240 Token kosten 5€, 3500 Token kosten 45€, inklusive 40% Rabatt. So lockt man natürlich den Nutzenden zur Buchung eines teureren Pakets. Aus wirtschaftlicher Betrachtung eine kluge Entscheidung.

Die Bilder überzeugen, die Texte sind gut. OnlyFans bekommt so direkte Konkurrenz. Oder nicht?

OnlyFans auf einem neuen Level

Wer OnlyFans nicht kennt, was ich kaum glaube, es handelt sich um eine Plattform, die primär sexuellen Content anbietet und bei denen hauptsächlich Frauen mit den Kunden, naheliegend Männer, chatten und für das Chatten oder im monatlichen Abo eine Gebühr erheben. So verdienen sogenannte „Creator“ auf OnlyFans große Summen, mit Bildern oder auch Videos, mit hohem Einkommen, die Top-Verdiener liegen im Bereich von 10-20 Millionen US-Dollar pro Monat.

Denn das, was OnlyFans Creator den Kunden anbieten, kann nun auch eine künstliche Intelligenz, wo liegt also nun der Mehrwert? Speziell wenn man den Faktor einbeziehen sollte, dass Joi deine perfekte Frau/Freundin sein soll, die einen unterstützen soll und natürlich nicht widersprechen würde 😉 . Das könnten Menschen mit Ego Komplexen wohl gut finden und das ist nachvollziehbar in diesem Zusammenhang.

Ich kann mir gut vorstellen, dass es für einige wohl doch eine Alternative zu OnlyFans sein wird und OnlyFans damit durchaus Konkurrenz bekommt.

Fremdgehen oder Chatten?

Für Beziehungen kommt mit der künstlichen Intelligenz in Form von Joi eine neue Sorge auf, das Thema Eifersucht, diesmal auf eine künstliche Intelligenz. Jeder definiert Eifersucht persönlich auf einem anderen Level, extreme gehen schon da los, wenn der Partner eine andere Frau bloß ansieht und schon geht die Eifersucht los.

Ist es Fremdgehen, wenn man das Bild einer Frau oder eines Mannes ansieht, welche nicht existiert? Ist es Fremdgehen, wenn man mit einer künstlichen Intelligenz sexuell chattet, aber kein Mensch ist und nicht mal ein Geschlecht hat? Ich denke hier wird das Thema Fremdgehen in Beziehungen, die sowieso schon belastet sind (wenn man glücklich ist, gibt es keinen Grund zum Fremdgehen geschweige sich eine KI als Chatpartner zu holen), zu einem Problem.

Dont Date Robots!

I dated a Robot, dies war eine Episode aus der Cartoon Serie Futurama von Matt Groening, dem Erschaffer der Simpsons, in dieser Episode wird das Problem behandelt, was passieren würde, wenn die Menschen sich nur noch der Künstlichen Intelligenz bzw. Robotern zum Spaß hingeben und den Wert von Beziehungen mit Menschen vergessen. Wohlgemerkt wurde diese Episode am 13. Mai 2001 ausgestrahlt, das ist 22 Jahre her und hat, meiner Meinung nach, nichts an Aktualität verloren, wenn man Joi damit in Verbindung bringt.

Einfach das 2-minütige Video schauen und auf sich wirken lassen

 

Replika AI als alternative

Replika AI, available for iOS, Android, Oculus

Bereits die Replika AI wollte hier anknüpfen, einen Freund, Tutor oder Liebhaber bieten. Grafisch ist man nicht fotorealistisch und konzentriert sich mehr auf die 3D Darstellung einer Figur wie aus dem MetaVerse und den Chat mit der KI. Gegenüber Joi bietet Replika jedoch auch eine eigene Konversation an, selbst Gespräche beginnen und Benachrichtigungen aufs Smartphone schicken, und einfach mal fragen, wie es einem geht oder was man gerade macht. Für den Nutzer interessant ist, dass man auf den Erinnerungsspeicher zugreifen und diesen bearbeiten zu können. Jedoch ist man an ein Abo gebunden, monatlich und jährlich.

Joi hingegen basiert auf Token Nutzung und würde wohl daher nicht unaufgefordert kreative Nachrichten schreiben, um den Kunden zur Zahlung zu motivieren.

In der Welt wird Joi aber ihre Kunden finden, denn immer mehr Männer wollen lieber single sein, als die steigenden Anforderungen von Frauen zu befriedigen und das kann ich verstehen. Oder haben letztlich das Pech, einfach nicht der Typ für Frauen zu sein, und dennoch wollen diese glücklich sein. Besonders in Ländern, wo es mehr Männer als Frauen gibt, zum Beispiel China (Teils 143 Männer auf 100 Frauen), könnte sich dort ein attraktiver Markt hierfür entwickeln.

Letztlich ist eine solche KI ein Zeitvertreib, doch Menschen bauen hier eine emotionale Verbundenheit zu einer künstlichen Intelligenz auf, und Menschen können sich emotional nicht einfach trennen. Wie weit sich sowas dann auch in einer Gesellschaft sozial als akzeptiert entwickeln würde, ist ebenfalls fraglich. In Japan zumindest gab es schon eine legale Ehe mit einem Hologramm.

Vielleicht wird es dann auch nur ein Hype sein, welcher irgendwann seinen Reiz verliert, doch das hat man auch früher beim Online-Dating gedacht und dies ist heute Alltag, dass Menschen sich Online kennenlernen und verlieben.

Weiterführende Quellen und Artikel, die es wert sind:

A US Woman ‘Married’ An AI Man That She Made Up, What Does This Mean for the Future of Love?

 

You like this article? Share it!

Geschrieben von Petr Kirpeit

Alle Beiträge entsprechen meiner persönlichen Meinung und sind in Deutsch verfasst. Um englischsprachigen Lesern den Zugang zum Artikel zu bieten, werden diese automatisch über DeepL übersetzt. Fakten und Quellen werden nach Möglichkeit hinzugefügt. Sofern es keine eindeutigen Beweise gibt, gilt der jeweilige Beitrag als meine persönliche Meinung zum Stand der Veröffentlichung. Diese Meinung kann sich im Laufe der Zeit verändern. Freunde, Partner, Unternehmen und weitere müssen diese Position nicht teilen.

Schreibe einen Kommentar